Vorwort:
Als Arzt, Psychiater, Kinder- und Jugendpsychiater, Traumaexperte und Leiter des zptn – Zentrum für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen, möchte ich aus meiner lang-jährigen therapeutischen Arbeit mit misshandelten und sexuell ausgebeuteten Menschen und ihren Traumafolgebelastungen und -störungen nun als geladener Sachverständiger v.a. auch emotional unterlegt Stellung beziehen, da die sicherlich im juristischen Bereich notwendige schriftliche Versachlichung von Gesetzesentwürfen und Anträgen verschiedener Fraktionen, die hier zur Diskussion stehen, aus meiner Sicht mit zur Bagatellisierung und Ausblendung von gravierenden Fakten im Bereich der Prostitution in Deutschland beitragen.
Das ist eine gute Stellungnahme, die ich auch im Blog verlinken werde. Ich stimme Herrn Lutz Besser in seinen Aussagen zu.
In der Stellungnahme kommt er leider erst auf den Punkt, nachdem man sich durch einige, eher zähe, Absätze gequält hat, die imho besser als Vorwort separat zusammengefaßt worden wären, damit man gleich die konkrete Stellungnahme von Herrn Besser lesen kann... Das Ganze ist zudem sehr akademisch formuliert, was den Text etwas langatmig macht, ändert aber nichts daran, dass die Aussagen des Herrn ins Schwarze treffen... Lohnt sich zu lesen.
Ich zitiere mal etwas aus dem Text, was ich so gut und wichtig finde:
"Die politische und (meist durch Unwissenheit entstehende) gesellschaftliche Haltung zum ei-gentlichen Thema der organisierten Prostitution ist beschämend und eine tiefe Schande für unser Land, und für uns Männer und auch Frauen die dort politisch mitspielen und damit meine ich nicht die ausgebeuteten Prostituierten, die es nicht zu diskriminieren gilt!"
"Ich werde mich als Arzt und auch gerade als Mann jedenfalls nicht an einem aktuellen Labyrinth des Schweigens und Verleugnens dessen was Prostitution in Deutschland wirklich ist, beteiligen und spreche deshalb auch bewusst emotional Klartext."
"Die Täter (Bordellbetreiber und Betreiberinnen, Zuhälter, Menschenhändler, Pornoproduzenten und meist auch die „Kunden“/Konsumenten) im Prostitutions-Milieu sind unter uns und werden hinter Fassaden, getarnt als edle Geschäftsleute und Gewerbetreibende auch zu Talkshows und so weiter eingeladen, wo sie das „Horizontale Gewerbe“ in schillernden Farben positiv darstellen. Und die „Kunden“, werden als „Freier“ bezeichnet oder bedürftige Männer, so als wenn es sich um eine Partnerschaftsbörse handeln würde. Und wo sollen wir mit unserem männlichen hormonellen Testosteron-Überschuss sonst auch hin, in feste Partnerschaften und Liebesbezie-hungen?!"
"Wenn wir uns die Situation im sogenannten „Rotlicht-Milieu“ in Deutschland mit einer weit verbreitet völlig endgrenzten und pervertierten männlichen Sexualität und Sexindustrie aufrichtig anschauen, werden wir Zeugen und Zeuginnen von erheblichen Menschenrechtsverletzungen durch Ausbeutung, Erniedrigung und Gewalt meist gegen Frauen (und Kinder) und so einem zunehmendem Verlust jeglichen Anstands, Moral und Ethik aber auch einem Verlust an . Zärtlichkeit, Kontakt- und Beziehungsfähigkeit."
"Und wenn wir bereit wären, das zu erkennen, dann haben wir auch die Verantwortung, etwas Entschlossenes dagegen zu tun und nicht nur zu diskutieren, ob schwangere und geistig einfältige Frauen die (un)freiwillig der Prostitution nachgehen eines besonderen Schutzes bedürfen. Und ob Frauen in der Prostitution überhaupt registriert werden sollen und einer Krankenversicherung bedürfen und regelmäßigen Gesundheitschecks unterzogen werden dürfen."
"Wacht auf liebe abgeordnete Volksvertreter aller Parteien, erzürnt Euch und macht euch nicht länger zu naiven und gutgläubigen Handlangern der Lobbyisten und LobbyistInnen, denen es auf dem Rücken derer, die ihren Körper verkaufen (meist müssen) rücksichtslos nur um erhebliche Profite geht."
Die gesamte Stellungnahme könnt Ihr hier lesen: http://www.trauma-and-prostitution.eu/2016/06/04/lutz-besser-stellungnahme-zum-prostituiertenschutzg/
Eure Andrea
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