In der Debatte um Prostitution macht zurzeit ein Begriff Karriere, der jegliche Kritik an dem System Prostitution von vornherein zunichte zu machen scheint: die Freiwilligkeit. Es geht dabei nicht um die Freiwilligkeit des Menschenhändlers oder Schleppers oder Zuhälters oder Bordellbetreibers - also der Sorte Mensch, deren Milliardengeschäfte auf Kosten anderer das neue Gesetz im Visier hat. Nein, es ist von der "Freiwilligkeit" der Frauen in der Prostitution die Rede.
Doch wer sind diese Frauen eigentlich? Die eine zum Beispiel ist eine Bordellbetreiberin in Berlin, die zweite eine Bordellbetreiberin in Wuppertal, beide lassen andere, jüngere und meist ausländische Frauen für sich anschaffen. Die dritte ist als gutverdienende Domina tätig auf der Reeperbahn. Da, wo sich vor zwanzig Jahren nach jahrzehntelangem Anschaffen die berühmte Domina Domenica als Streetworkerin engagierte, um "die Mädchen von der Straße runterzuholen". Undine ist nebenberufliche "Pressesprecherin": vom "Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen". Dieser Verband wurde vor wenigen Wochen gegründet, und hat knapp hundert Mitglieder, von denen etliche deklarierte sowie kaschierte Bordellbetreiber und Bordellbetreiberinnen sind.
Doch selbst wenn die Verbandsmitglieder ausschließlich aktive Prostituierte wären, entspräche das einem Organisationsgrad von 0,025 bis 0,05 Prozent der Prostituierten in diesem Land (bei 200-400.000). Also eine Lachnummer. Was die Medien nicht hindert, die "Pressesprecherin des Berufsverbandes" in tiefem Ernst und unhinterfragt ausführlich zu zitieren und diese LobbyistInnen der Prostitutionsindustrie als "Experten" zu bezeichnen.
Hier könnt Ihr den gesamten Artikel lesen: http://www.aliceschwarzer.de/artikel/editorial-312913
Eure Andrea
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